Die Anfänge
Der Methodismus hatte noch nicht lange in Deutschland Fuß gefasst, da fanden 1852 die ersten Stubenversammlungen in Eichelberg, Weiler, Eschenau und Wieslensdorf statt – Orte, die später zum Gemeindebezirk Öhringen gehören sollten. Die Prediger der ersten Stunde, L. Nippert und Wallon jr., kamen aus Heilbronn ins Weinsberger Tal. Die Botschaft der rettenden Liebe Gottes in Jesus Christus, verkündet durch Methodisten, zog immer weitere Kreise, sodass 1867 in Öhringen die erste Versammlung im Gasthaus zum Hirsch stattfinden konnte. 1868 wurde Hilfsprediger Wilhelm Steinbrenner in unserer Stadt stationiert. Ein namentlich nicht genannter Bruder der noch jungen Gemeinde baute 1869 ein Haus in der Ledergasse, in dem fortan die Gottesdienste gefeiert wurden. Schon drei Jahre später konnte dieses Haus von der Gemeinde gekauft werden. Innerhalb weniger Jahre wuchs die Gemeinde beachtlich. 1874 wurden bereits 130 Mitglieder verzeichnet – Öhringen wurde zu einem selbständigen Gemeindebezirk! Es gab 22 Predigtplätze, 9 Sonntagsschulen mit durchschnittlich 250 Kindern. Am Ende des Konferenzjahres 1875 (im Sommer) waren es sogar 152 Glieder (einschließlich Probeglieder). Der Versammlungsraum war zu klein geworden. Prediger J. Zipperer konnte das Haus in der Ledergasse gut verkaufen und in der Nähe des Öhringer Bahnhofs in der Kottmannstraße ein Grundstück erwerben, auf dem eine neue und vor allem ausreichend große Kapelle gebaut und am 23. September 1877 eingeweiht wurde.
Reifungsprozess
Besonders in den 70er- und 80er-Jahren des 19. Jahrhunderts hatte die Gemeinde einen schweren Stand und sah sich Konfrontationen der Kirchen und Gemeinschaften der später ins Leben gerufenen Evangelischen Allianz ausgesetzt – manche der zuvor gewonnenen Glieder wanderten wieder ab! Trotzdem gelang es Prediger Wilhelm Kleinknecht (1889-1894) den Bezirk in Richtung Mainhardter Wald zu vergrößern. Aus dieser Arbeit entstand 1894 in Neuhütten ein neuer Gemeindebezirk mit einer neu gebauten Kapelle, die 1892 eingeweiht wurde. Dadurch sank die Mitgliederzahl hier am Ort auf nur noch 78. Unter den Predigern Schnell (1894-1901) und Eisele (1912- 1916) konsolidierte sich der Gemeindearbeit jedoch wieder – letztgenannter konnte schon am Anfang seiner Tätigkeit 23 neue Glieder auf nehmen. Karl Eisele wurde auch als begnadeter Liederdichter weit über die Grenzen von Öhringen hinaus bekannt. Im heutigen Gesangbuch der Evangelisch-methodistischen Kirche findet sich noch eines seiner Lieder, dem man etwas von dem Segen, aber auch den Mühen der damaligen Zeit entnehmen kann:
Herr Jesus, Grundstein der Gemeinde, von Ewigkeit bist du gelegt; du bist es, der mit ewgen Kräften und heilger Liebe alles trägt.
Der Fels des Heils allein du bist für alle Zeit, Herr Jesus Christ.
Herr Jesus, Grundstein der Gemeinde, kein andrer Grund ist außer dir. Wer einen andern Grund wollt legen, würd irregehen für und für.
Die Kirche steht auf dir allein und wird drum unzerstörbar sein.
Herr Jesus, Grundstein der Gemeinde, wir wollen bauen nur auf dich. Was wir auf dich, den Fels, gebauet, das bleibt gebauet ewiglich.
Wohl mögen Stürme drübergehn, es wird dies alles überstehn.
Herr Jesus, Grundstein der Gemeinde, du wirst zu ewger Herrlichkeit sie wunderbar dereinst vollenden trotz Not und Nacht, trotz Kampf und Streit, so dass sie wird am Ende sein ganz heilig, fleckenlos und rein.
Weltkriege und Wiederaufbau
Der 1. Weltkrieg hatte auch in der Predigerschaft große Lücken gerissen, sodass die Bezirke Öhringen und Weinsberg 1919-1922 von einem Prediger gemeinsam versorgt werden mussten. Danach übernahm Prediger Albert Zeuner die Fortführung der Gemeindearbeit in Öhringen, die als besonders fruchtbar bezeichnet werden kann.
Schon 1926 hatte sich die Situation so verbessert, dass der Superintendent vom Öhringer Bezirk „schwärmte“. Die Kinder- und Jugendarbeit wurden forciert, und auch evangelistisch wurde vorbildlich gearbeitet. Auf die Öffentlichkeitsarbeit wurde großen Wert gelegt, was freilich abermals zu starkem Gegendruck durch die Evangelische Landeskirche führte, unter anderem durch offene Briefe in der Lokalpresse und im Evangelischen Gemeindeblatt. Nichtsdestotrotz konnte die Gemeinde am 18. September 1927 ihr 50-jähriges Kapellenjubiläum im Beisein von Bischof Nuelsen aus Zürich feiern. In der schweren Zeit des Dritten Reiches war zunächst Christian Kölle Prediger auf dem Bezirk (1934-1940), dem Emil Palm folgte, dessen Dienstjahre in Öhringen ganz in die Zeit des 2. Weltkriegs fielen (1942-1945). Danach wurde Theodor Lichtenberger Aufsichtsprediger auf unserem Gemeindebezirk. Als aufgeschlossenem jungen Prediger lag ihm besonders die Jugendarbeit am Herzen, aber auch die Fürsorge für den Strom der Flüchtlinge und Vertriebenen aus dem Osten, zu denen auch seine eigene Familie gehörte. Viele der Zugezogenen wanderten nach einigen Jahren wieder in Richtung USA und Kanada – ein erneuter „Aderlass“ für unseren Bezirk. Davon unbenommen wurde 1952 das 100-jährige Bestehen des Öhringer Gemeindebezirks gefeiert, um in den folgenden Jahren mit zahlreichen Bibelwochen und Evangelisationen unter den Predigern Riedinger (1953-1955) und Barnikel (1955-1960) endgültig aus dem dunklen Schatten der beiden Weltkriege hervorzutreten.
Zeit wachsender kirchlicher Verflechtungen
Von 1960- 1967 war Fritz Finkbeiner Aufsichtsprediger in Öhringen. Eine wichtige Zeit in der Geschichte des Bezirkes, denn am 30. Januar 1966 konnte im Beisein von Bischof Dr. Wunderlich die neu erbaute Christuskirche eingeweiht werden. Die Kapelle in der Kottmannstraße war zuvor an die Post verkauft worden. In der neu gebauten Christuskirche fand 1967 erstmals eine Distriktsversammlung der Pastoren statt. Unter Pastor Paul Stein (1967 – 1976) wurde der Schuldenstand binnen kurzem von 200.000,- DM auf 20.000,- DM gesenkt. Noch wichtiger aber waren seine vorbildliche Jugendarbeit und die gesegneten Gottesdienste, die unter seiner Leitung gefeiert wurden. Zur Zeit von Pastor Hermann Bischoff (1976-1983) bekam die Christuskirche dann eine Orgel. Zur Zeit von Pastor Rudolf Dochtermann (1983 – 1995) wurde der innere Aufbau der Gemeinde mit zwei Zeltmissionseinsätzen 1988 in Öhringen und 1992 in Affaltrach vorangebracht, wobei Konferenzevangelist Pastor Friedhold Vogel vielen zum Segen wurde. Aber auch unsere heute weithin bekannten Flohmärkte etablierten sich in dieser Zeit.
Und nicht zuletzt vollzog sich die kirchliche Arbeit vor Ort immer stärker als eine zwischenkirchliche: So wurde ein ökumenischer Arbeitskreis gegründet und ein ökumenischer Hospizdienst ins Leben gerufen – die Kirchengemeinden vor Ort (die evangelische, katholische und evangelisch-methodistische) rückten näher zusammen und lernten sich als Partnerinnen auf Augenhöhe zu akzeptieren!
Diese Entwicklung setzt sich unter Pastor Werner Reisig (1995-2005) nahtlos fort: Ökumenische Besuchsdienste im Krankenhaus und im Altenheim sowie ein Arbeitskreis VHS & Kirchen wurden aufgebaut, ja zuletzt sogar eine gemeinsam getragene Öhringer Tafel gegründet (2005). Trotzdem wurde die eigenkirchliche Arbeit demgegenüber nicht vernachlässigt, im Gegenteil, Pastor Reisig setzte markante Schwerpunkte in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sowie der Seelsorge. In die Zeit von Pastor Holger Panteleit (2005-2012) fällt vor allem die grundlegende Sanierung der Christuskirche (2006), die sich nunmehr mit hellem Foyer offen und einladend präsentiert, sowie die Durchführung der beiden Süddeutschen Jährlichen Konferenzen (Kirchenparlament der EmK) im Juni 2007 und im Mai 2011, wodurch jeweils rund 500 Delegierte unserer Kirche aus ganz Süddeutschland nach Öhringen geführt wurden und den Charme unserer Stadt sowie die große Gastfreundlichkeit der hier lebenden Menschen erleben konnten.
Nach vier Jahren auf dem Bezirk Öhringen (2013-2017) musste Sieghard Kurz aus gesundheitlichen Gründen den vorzeitigen Ruhestand antreten.
Seite 2017 ist Martin Brusius Pastor auf dem Bezirk.